Die 32-jährige* Justine ist schon vor einiger Zeit auf Kos angekommen. Weil sie homosexuell ist wurde sie in ihrem Herkunftsstaat verfolgt, inhaftiert und unzählige Male körperlich und sexuell missbraucht.
Direkt nach ihrer Ankunft auf Kos wurden ihr Handschellen angelegt und sie inhaftiert. Dort verblieb sie vier Monate und war gemeinsam mit Männern untergebracht, die Tür zur Toilette konnte nicht geschlossen werden, Duschräume waren nicht getrennt.
Sie klagte über starke Schmerzen. Ärztliche Betreuung erhielt sie nicht, psychologische ebenso wenig. Justine war verzweifelt, versuchte, sich umzubringen. Noch heute wirkt sich die fehlende ärztliche Behandlung negativ aus - sie kann keine Kinder mehr bekommen.
Nach ihrer Freilassung lebte sie auf der Straße, in einer selbstgebauten Papphütte, die bei Wind umfiel und nach Regen nicht mehr existierte.
Bei ihrer Asylanhörung wird ihr ein Rechtsbeistand verweigert. In der Anhörung klagte sie über starke Schmerzen - zur Anhörung fühlte sie sich nicht in der Lage. Fotos, die sie aus ihrem Herkunftsstaat vorlegen konnte und die den Missbrauch belegen, akzeptiert die Behörde nicht.
Nach der Anhörung reiste sie unrechtmäßig weiter nach Athen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Perspektive verloren und war moralisch gebrochen.
Als sie uns kontaktierte, war bereits vieles passiert, was nie hätte passieren dürfen. Wir adressierten die griechischen Behörden, die sich zu einer Veränderung der Situation nicht in der Lage sahen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sah dies anders und ordnete innerhalb eines Tages die menschenwürdige Unterbringung und die Feststellung der Schutzbedürftigkeit an.
*Name und Alter wurden geändert.