Ahmad floh als junger Mann aus Afghanistan und lebte seit 2001 in Griechenland. Er spricht fließend Griechisch, wurde ein Teil der Gesellschaft. Mit den Behörden kommuniziert er auf Griechisch.
Nach fast zwei Jahrzehnten in Griechenland verstarben sein Vater und sein Bruder innerhalb kurzer Zeit. Ahmad reiste, um für die Familie da zu sein und Abschied zu nehmen, nach Afghanistan.Als Ahmad 2019 nach Griechenland zurückkehrte, um in sein Leben zurückzukehren, das er so lange gelebt hatte, wurde er verhaftet und in Handschellen abgeführt.
Als einzige Möglichkeit blieb - so kommunizierten es die Behörden - die Stellung eines erneuten Asylantrags. Denn sein alter Aufenthaltstitel sei erloschen. Es ist europarechtlich vorgesehen, dass ein Status nur widerrufen werden oder erlöschen kann, wenn man sich unter den Schutz des Verfolgerstaates begibt. Dass Ahmad das nicht getan hat, als er an den Beerdigungen seiner Familienmitglieder teilgenommen hat, dürfte auch den griechischen Behörden klar gewesen sein.
Dennoch trafen wir Ahmad in der Abschiebehaftanstalt. Sein (erneuter) Asylantrag war zum zweiten Mal abgelehnt worden, denn: Ahmad ist aus der Türkei eingereist. Griechenland geht davon aus, dass die Türkei für Afghan:innen ein sicherer Drittstaat ist. Die Behörden interessiert dann nicht, was in Afghanistan passiert ist. Die Türkei nimmt seit März 2020 niemanden zurück. Und dennoch wurde Ahmad inhaftiert, weil er in die Türkei abgeschoben werden sollte - obwohl alle wissen, dass dies unmöglich und damit rechtswidrig ist.
Gemeinsam mit Ahmad stellten wir, Equal Rights, einen Asylfolgeantrag und vertraten ihn in Anhörung und Verwaltungsverfahren.
Nach monatelangem Einsatz wurde Ahmad endlich (erneut) als Flüchtling anerkannt und wurde nach Monaten des Leids und der Hoffnungslosigkeit aus der Haft entlassen.
Er lebt heute wieder in Griechenland und kann sich frei bewegen.
*Name und Alter wurden geändert.